Vom Püttengeist

Ich bin der Püttengeist. Seit Urzeiten spuck ich am Püttenbach. Wie es dazu kam?

Vor langer Zeit war ich eine von den Waschfrauen, die hier in der Pütte ihre Wäsche wuschen.   

 

 

Eines Tages im Frühling, ich war jung und kam gerade von der Kirche, begegnete mir hier ein hübscher Bursche. 

Er hatte Augen wie glühende Holzkohlenstücke und flammendes Haar.

 

„Wo kommt ihr her, Jungfer?“ fragte er.

„Vom Gottesdienst.“

„Und wo wollt ihr hin?“

„ Nach Hause.“

Der Bursche stieg von seinem Pferd. Er hinkte auf dem linken Fuß.

„Ihr kommt wie gerufen, Jungfer,“

sagte der Bursche, „ich habe eine lange Reise 

hinter mir und muss noch weiter. Wasch mir den Wams.

Ich will euch geben, was Ihr dafür verdient.“

Ich zögerte. Der Pastor hatte es gerade von der Kanzel gepredigt: Wer am Sonntag Wäsche wäscht, ist de Teufels.

„Was ist, Jungfer, habt Ihr Angst?“

Er zog eine Flasche aus seinem Wams und füllte zwei Gläser, die wie aus dem Nichts erschienen waren mit köstlich duftenden Trank.

„Da, nimm!“ sagte er. Ich trank.

Mir wurde ganz anders und so wusch ich am heiligen Sonntag den Wams des Teufels.

Seitdem bin ich verdammt und spuke hier an der Pütte herum. Die Dötlinger haben schon alles versucht, mich loszuwerden, aber ich kann nur erlöst werden, wenn Durchreisende mit mir, dem Püttengeist, einen Schluck vom Trank nehmen, den einst der Teufel mir anbot.

Bisher hatte es niemand gewagt.

 

Wie ist es? Wollt ihr es tun?

                                                              von Helga Bürster, Dötlingen