Blühen und blühen lassen
Es gibt Worte, die stehen Jahre, ja Jahrzehnte, still und wenig geblättert im Duden. Dann, plötzlich, verbreiten sie sich: blitzschnell und millionenfach, wie Samenschirmchen vom Löwenzahn bei Wind. „Regional“ ist so ein Verbal-Neophyt, ein Unkraut unter den Werbewörtern des neuen Jahrtausends. Und nun halten Sie sich fest - jetzt gebrauchen wir es auch.
Denn in Dötlingen verwenden wir zunehmend Regio-Saatgut. Wenn es wieder heißt, Bienenweiden und Wildschutzflora anzusäen, setzt der Arbeitskreis Blühflächen zukünftig verstärkt auf Nachhaltigkeit (noch so ein Wort-Unkraut): auf Mischungen mehrjähriger, gebietstypischer Wildblumen.
Und das Beste daran: Ausgangsmaterial für die Samen-Vermehrung wurde ausschließlich in unserer Gegend gesammelt.
Saatgut aus Norddeutschland für Norddeutschland. Oder eben aus dem hessischen Bergland für das hessische Bergland. Regio-Saatgut nennt man das. Verläßlich, weil nachvollziehbar und zertifiziert. Regional im besten Sinne des Wortes.
Warum das? Bisher kamen vielfach einjährige Blumenmischungen mit vielen „exotischen“ Sorten zum Einsatz. Unbestritten dekorativ dank üppiger Blütenfülle - nur Blüte ist nicht gleich Blüte: Leider bieten sie der heimischen Tierwelt weder nennenswert Futter noch einen dauerhaften Lebensraum. Vor allem selten gewordene Wildbienen und Schmetterlinge, die auf nur wenige Nahrungspflanzen spezialisiert sind, gehen leer aus.
Und was wird aus den tollen, bunten Blütenteppichen, die wir an den Einjährigen so schätzen? Das eine tun und das andere nicht lassen – so lautet die Dötlinger Devise: üppige Blüten in der Dorfmitte für begeisterte Ah's und Oh-wie-schön's. Etwas weniger spektakulär, aber mit längerem Atem: Heimische Wildblumen & Stauden auf vielerlei Flächen über die gesamte Gemeinde verteilt.
P.S. Eine nicht unwichtige Befruchterleistung erbringen auch die „Kurz&Bunt“- Mischungen mit marokkanischem Lein und südamerikanischen Kosmeen: Sie pflanzen die Freude am üppigen Blühen wieder ins Herz. Sie animieren, selbst zur Samentüte zu greifen. Sie laden ein, mal wieder zu gärtnern. Solche Motivationskraft ist nicht zu unterschätzen.
weiter Informationen unter: www.bluehende-landschaft.de